KUNST UND KUNSTHANDWERK AUS WESTAFRIKA
Schnitzerei bei den Senufo
Die Schnitzkunst wird ausschließlich von Männern bestimmter Berufsgruppen ausgeübt. Neben den eigentlichen Schnitzern gibt es bisweilen auch Bauern, Schmiede und Numus, die das Handwerk des Schnitzens erlernen. Der traditionelle Schnitzvorgang ist von kultischen Handlungen begleitet, angefangen beim rituellen Schlachten eines Huhnes vor dem Fällen des Baumes, dessen Holz bearbeitet werden soll. Gilt doch der Baum als Sitz von geistigen Machtwesen, die man durch Gaben bitten muß, sich einen anderen Wohnsitz zu suchen. Es ist grundsätzlich verboten, einen Baum im Heiligen Hain, dem Sitz des Poro-Bundes zu schlagen. Dort gilt vor allem der Kapokbaum als Behausung der Geister.
Stoffmalerei
Die Senufo benutzen zum Teil noch heute herkömmliche Kleidungsstücke, die durch ihre besondere Machart auffallen. Im Alltag tragen Frauen und Mädchen Hüfttücher und, sofern sie Mütter sind, ein zweites Tuch als Babytuch, um das Kind auf den Rücken zu binden. Diese Hüfttücher sind wie die Hemden oder Anzüge der Männer und die Kinderhemden aus grobem, handgesponnenen und handgewebten Baumwollstoff hergestellt, wobei schmale, bandartige, 9 bis 15 cm breite Baumwollstreifen zur benötigten Breite zusammengenäht werden. Kleidungsstücke für den täglichen Gebrauch sind naturfarben-weiß oder haben eingewebte Streifen in naturindigoblau.
Gießerei
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts übernahmen die Senufo-Schmiede das Gießer-Handwerk von den Lokos, die in dieser Region ursprünglich die eigentlichen Gelbgießer waren. Der Schmied ist, neben seiner traditionellen Schmiede- (und vereinzelt auch Schnitz-) arbeit heute der unangefochtene Gießer im Senufogebiet.
Die Technik
Von alters her ist das Wachs-Ausschmelzverfahren in Westafrika bekannt, das Gießen „in der verlorenen Form“, das ein hohes Maß an Erfahrung und Kunstfertigkeit verlangt.
Töpferei
Anders als die Schnitzkunst ist das Töpfern die Arbeit der Frauen, und zwar im Gebiet der Senufo die der Numu- und Loko-Frauen. Nur sie töpfern und versorgen die Senufo, Schmiede und Schnitzer mit Kochtöpfen, Essschüsseln und Vorratsgefäßen. Aufeinandergestellte Tontöpfe stellen einen sicheren Schutz für Textillen und Nahrungsmittel gegen Insektenfraß und Feuchtigkeit dar; andererseits sind zahlreich aufgestapelte Tontöpfe in einem Haushalt ein Zeichen für Reichtum und Prestige der Besitzerin.
Herstellung
Nur an bestimmten Stellen in der Nähe von Wasser findet sich der erforderliche Ton, welcher erst noch mit dem Scherbenmehl alter, zerschlagener Tontöpfe gemagert werden muß. Die Gefäße werden dann aus freier Hand, zum Anfang manchmal über einem alten Tontopf, ohne Hilfe einer Töpferscheibe modelliert, d. h. erst getrieben und dann in der Wulsttechnik aufgebaut.