Numu-Töpferin fertigt ein Tongefäß. Foto: Karl-Heinz Krieg, Gbon (Region von Boundiali, Côte d’Ivoire), 1965

Herstellung von Keramik

Nur an bestimmten Stellen in der Nähe von Wasser findet sich der erforderliche Ton, welcher erst noch mit dem Scherbenmehl alter, zerschlagener Tontöpfe gemagert werden muss. Die Gefäße werden dann aus freier Hand, zum Anfang manchmal über einem alten Tontopf, ohne Hilfe einer Töpferscheibe modelliert, d. h. erst getrieben und dann in der Wulsttechnik aufgebaut. Es gibt wenige spezielle Werkzeuge, wie Eisenschaber, zum Verdünnen der Topfwand, Eisenringe mit Schlangenmuster zum Eindrücken der Verzierungen, geflochtene Grasröllchen oder aber ausgekernte Maiskolben, gebraucht wie ein Rollstempel zum Einrollen der Muster in den noch weichen Ton; des weiteren werden Poliersteine und Polierketten aus Grassamen verwendet. Getöpfert wird vor allem in der Trockenzeit, weil es da die Feldarbeit erlaubt.

 

Töpfe werden zum Brennen aufgeschichtet und mit Kleinholz abgedeckt. Foto: Karl-Heinz Krieg, Zekaha (Region von Boundiali, Côte d’Ivoire), 1977

Tagelang werden die noch frischen Töpfe im Schatten alter Hütten zum Trocknen gelagert und gesammelt, bis die ranghöchste Töpferin den gemeinschaftlichen Brenntag bestimmt. Dann tragen die Frauen ihre Töpfe zum gemeinsamen Brennplatz, etwas abseits vom Dorf. Dort werden die Töpfe vorsichtig auf einer Lage Brennholz aufgeschichtet und mit trockenen Zweigen und Kleinholz, darüber mit einer Lage alten Grases von inzwischen erneuerten Hüttendächern, abgedeckt. Zum besseren Regulieren der Temperatur wird das Ganze mit einer Schicht aus grünem Gras überdeckt. Der Feuerungsprozeß dauert ca. 30 Minuten und erreicht Temperaturen bis zu 800 Grad. Die einzige Möglichkeit, Temperatur und Brenndauer etwas zu regulieren, besteht darin, die Zufuhr des Sauerstoffes durch Beiseiteräumen oder stärkeres Abdecken mittels grüner Grasschichten zu beeinflussen. Je nach Wunsch wird ein Teil der Töpfe zum Abschluss mit langen Eisenhaken noch glühend aus dem Feuer geholt und in einem Rinden- und Blätterabsud abgeschreckt, um die Poren zu versiegeln. Danach werden die Töpfe nochmals kurz nachgebrannt, was den schönen, satten Farbton der fertigen Töpfe ergibt.

Anders als die Schnitzkunst ist das Töpfern die Arbeit der Frauen, und zwar im Gebiet der Senufo die der Numu- und Loko-Frauen. Nur sie töpfern und versorgen die Senufo, Schmiede und Schnitzer mit Kochtöpfen, Essschüsseln und Vorratsgefäßen. Aufeinandergestellte Tontöpfe bieten einen sicheren Schutz für Textilien und Nahrungsmittel gegen Insektenfraß und Feuchtigkeit; andererseits sind zahlreich aufgestapelte Tontöpfe in einem Haushalt ein Zeichen für Reichtum und Prestige der Besitzerin.

 

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Text: Karl-Heinz Krieg, 1980
Aus: Kunst und Kunsthandwerk aus Westafrika. Mit einem Vorwort von Dr. Klaus Volprecht, Leverkusen 1980