Wachsbatik: Stempeldruck in Westafrika

Geschichte der Batik in Westafrika

Soso-Frau legt Batiktücher zum trocknen aus. Foto: Karl-Heinz Krieg, Kindia (Guinea), 1987

Batikhandwerk in Guinea

Bereits in den 50er und 60er Jahren war Kindia das Batikzentrum Guineas. Kindia ist eine der größten Städte Guineas. Die Mehrzahl der Bewohner sind vom Stamm der Soso. Bei den Soso waren die Herstellung und der Handel mit Stoffen von jeher reine “Frauensache”. So war es eine lange Tradition, dass die Frauen ihr Wissen und ihre Kenntnisse an die Töchter weitergaben. Die Stoffe wurden mit Stempeln bedruckt, gefärbt und auf den Märkten verkauft. Sobald die Mädchen alt genug waren, nahmen die Mütter sie mit und brachten ihnen alles über das „Stoffgeschäft“ bei. Männer waren in diesem Geschäftszweig nicht zu finden. 

Nur die Schreiner, die für die Frauen die Stempel herstellten, waren an dieser Geschäftskette beteiligt. Die Frauen gaben bei ihnen die Druckstempel in Auftrag. Dabei gaben sie den Schnitzern sehr genaue Anweisungen, wie die Stempel auszusehen hatten. Denn sie wussten am besten, welche Muster gefragt waren und sich gut verkaufen ließen. Hatte ein Schreiner in Kindia Ideen für eigene und neue Stempel, so konnte er damit nur auf Ablehnung stoßen. Was auf den Märkten von Kindia verkauft wurde, waren in erster Linie Stoffe mit nur wenigen traditionellen Mustern und Farben. So kam es, dass von den Soso-Marktfrauen sehr ähnliche oder vielfach die gleichen Stoffe angeboten wurden. Da nur sehr wenig Neues hinzukam, konnte man hier von einem Stillstand in der Entwicklung von Batikmuster sprechen, der bis zu Beginn der 80er Jahre anhielt.

 

Batikmarkt in Bouaké (Côte d’Ivoire). Foto: Karl-Heinz Krieg, 1981

Batikhandwerk in der Elfenbeinküste

Im Gegensatz zu Guinea und vielen anderen Ländern Westafrikas erlebte die Elfenbeinküste in den 70er und 80er Jahren einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Geld floss ins Land und größere Industrien begannen sich aufzubauen. Einer dieser Industrieorte war Bouaké, welches sich schnell zum Zentrum für die Textilindustrie der Elfenbeinküste entwickeln konnte. Neben den staatlichen Textilfabriken gab es auch immer private Familienbetriebe, die mit dem Batikhandwerk ihren Lebensunterhalt verdienten. Lockende Verdienstmöglichkeiten führten dazu, dass auch viele Männer und Frauen aus Guinea ihr Land verließen, um sich in der Elfenbeinküste eine Existenz aufzubauen. Unter diesen Neuankömmlingen waren einige Frauen, die das Batiken beherrschten. Jedoch gab es in Bouaké eine neue Situation. Es wurden verstärkt Stoffe aus Europa importiert und in den Textilfabriken verarbeitet. Damit hatte das traditionelle Batikhandwerk eine starke Konkurrenz bekommen. Um sich dennoch einen Marktanteil am Stoffgeschäft zu sichern, musste man neue Wege gehen. Der Verkauf von Stoffen, die aus Guinea bezogen und auf den Märkten von Bouaké angeboten wurden, konnte nicht der neue Weg sein. Man konnte der staatlichen Textilindustrie nur etwas entgegen setzen, wenn man neue Muster entwarf, Stoffe damit bedruckte und auf den Markt brachte. Hier waren die Schnitzer gefragt, die die Druckstempel herstellten. Es war jedoch immer mit einem finanziellen Risiko verbunden, wenn etwas Neues auf den Märkten angeboten wurde. Gefielen die neuen Muster nicht und fanden die Stoffe keine Käufer, so kamen die Marktfrauen (und mit ihnen auch die Stempelschnitzer) schnell in existentielle Not. Umgekehrt konnte es sich sehr schnell herumsprechen, wenn neue Muster ein Erfolg und die Stoffe in kürzester Zeit verkauft waren. Doch der Erfolg fand, wie immer, sehr rasch Nachahmer. Damit waren die Stempelschnitzer andauernd gefordert, neue Batikmuster zu entwerfen. Ein großer Vorteil, besonders gegenüber der staatlichen Textilherstellung lag in der Schnelligkeit der Batiktechnik. So ließen sich, von der Idee für ein Muster bis zum fertigen Stoff, Batikwaren in nur wenigen Tagen herstellen und auf die großen Märkte bringen. Auf diese Weise war die staatliche Textilindustrie eine Herausforderung, die eine unerwartete Kreativität der Batikhandwerker auslöste. 

 

Braima Diakité schnitzt einen Batikstempel. Foto: Karl-Heinz Krieg, Bouaké (Côte d’Ivoire), 1986

Braima Diakité

Ein Batikmeister, der in dieser Zeit neue Wege ging, experimentierfreudig und dennoch traditionsbewusst Muster entwarf und das Batikhandwerk Westafrikas entscheidend belebte, war Braima Diakité (aus Siguiri, Guinea-Conakrv, geboren ca. 1949, Malinké). Zahlreiche hier abgebildete Batikmuster stammen von ihm. 

 

 

 

Text: Claus Jacke, 1998