Volo Béavogi
geb. ca. 1945 in Zokoiziazou, Guinea
Lofama, Guinea
Eintritt ins Buschlager: ca. 1952 mit ca. 7 Jahren; Aufnahme in den Frauenbund und Rückkehr ins Dorf.
Heirat: ca. 1958; sie hat 3 Kinder geboren: 1 Mädchen und 2 Jungen; sie lebte mit ihrem Mann zusammen bis er verstarb.
Beruf: Sie ist eine traditionelle Bäuerin, welche sich, ihre Kinder und ihre alten Eltern durch Feldarbeit ernährt.
Zusammenarbeit: 1996
Ich lernte Volo schon 1991 bei meinem Arbeitstreffen in Segbémé kennen. Zusammen mit ihrer Freundin Pévé Goépogi kam sie auf ihrem Weg zum Wochenmarkt in Bofossou nach Segbémé. So erlebte sie, wie ihre Freundinnen und andere Frauen der umliegenden Dörfer für uns traditionelle Podai-Muster auf Papier malten. Leider konnte sie damals aus Zeitmangel nicht selbst mitmachen, denn die Feldarbeit hatte schon eingesetzt, und sie hatte niemanden, der ihr dabei aushelfen konnte.
1996 stand Volo plötzlich vor uns und erklärte, dass sie nachdem Pévé, ihre enge Freundin, 1994 an Cholera verstorben war, deren Platz einnehmen wolle, um die Dorfehre von Lofama zu verteidigen. Volo erlebte ich als eine in sich ruhende Persönlichkeit, welche sich von keiner anderen Malerin beeinflussen ließ; sie malte in einem sehr eigenwilligen, traditionellen Malstil; hatte sie doch die Podaimalerei noch vor der Zeit Sékou Tourés im Buschlager erlernt. Zu ihren ersten Malübungen erzählte mir Volo folgendes:
„Ich fing mit der Podaimalerei schon im Dorf bei uns an, bevor ich ins Buschlager geschickt wurde. Zuerst malte ich mit meinen Fingern im Sand. So übte ich, bis ich ins Buschlager ging, um dort initiiert zu werden. Im Buschlager beobachtete ich nun die alten Frauen, wie sie die jungen Mädchen bemalten, wie sie die Linien zogen, um den Mustern eine gute Form zu geben. So vervollkommnete ich im Buschlager meine Technik. Früher, als ich mein erstes Kind noch nicht geboren hatte, bemalte ich bei uns hinter dem Dorf auch die frisch beschnittenen 4-5-jährigen Jungen am ganzen Körper, mit den gleichen Mustern wie die für die Mädchen. Diese Tradition des Bemalens hörte um 1958, mit dem Amtsantritt von Sékou Touré, auf, welcher traditionelle Rituale per Gesetz verboten hatte."
Text: Karl-Heinz Krieg, 2003
Aus: Podai - Malerei aus Westafrika, museum kunst palast, Düsseldorf 2003:123